Studierende der OTH Regensburg und Auszubildende der Krones AG planen und bauen gemeinsam eine Mini-Brauanlage.
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Wieso Krones das Bierbrauen an der OTH Regensburg unterstütztWenn Studierende der OTH Regensburg und Auszubildende der Krones AG zusammen ein Bier trinken – dann haben sie zuvor drei Jahre lang hart gearbeitet, konstruiert, gerechnet, geschweißt, gelasert und geschraubt. In einer gemeinsamen Projektarbeit entstanden so drei Mikro-Brauanlagen für den Einsatz in der Lehre. Krones Vorstandsmitglied Markus Tischer lobte diese besondere Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft bei der offiziellen Übergabe ebenso, wie Prof. Dr. Ulrich Briem, Dekan der Fakultät Maschinenbau an der OTH Regensburg.
Das Modul „Verfahrenstechnik Brauprozess“ von Dipl.-Ing. (FH) Siegfried Schrammel gehört seit Jahren zu den beliebtesten Kursen im allgemeinwissenschaftlichen Wahlpflichtprogramm der OTH Regensburg. Ziel des Programms für Studierende aller Fakultäten ist es, „über den Tellerrand des eigenen Studiengangs hinaus zu blicken“, zusätzliche Kompetenzen zu vermitteln und so das persönliche Profil zu schärfen, sagt Prof. Dr. Christoph Höller, Prodekan der
Fakultät Angewandte Natur- und Kulturwissenschaften. Das Modul „Verfahrenstechnik Brauprozess“ passe da gut ins Bild, weil es „stark interdisziplinär“ angelegt sei.
Entsprechend groß ist das Interesse der Studierenden: Für die – bislang – vorhandenen 16 Plätze meldeten sich regelmäßig um die 120 Personen an. Kein Wunder: Die Geheimnisse des Brauprozesses werden von Siegfried Schrammel eben nicht nur theoretisch vermittelt. An der OTH Regensburg wird tatsächlich Bier gebraut. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass der Kurs „Verfahrenstechnik Brauprozess“ bisweilen sechsfach überbucht ist…
Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, galt es laut Schrammel „Partner*innen zu finden, die bereit sind, mit uns etwas zu wagen“. Konkret: Die eigenständige Konstruktion einer Mikro-Brauanlage, die dann in dreifacher Ausfertigung auch tatsächlich so gebaut wird. Eine solche Partnerin war schnell gefunden: die Krones AG, die zustimmte, in ihrer Ausbildungswerkstatt die von Studierenden geplante Brauanlage von Auszubildenden bauen zu lassen. So begann im Wintersemester 2019/2020 die Projektarbeit „Konzeptentwicklung einer verbesserten Brauanlage“ – und damit eine praxisorientierte Teamarbeit von Studierenden und Auszubildenden.
Die bis dahin verwendete Mini-Brauerei hatte eine Kapazität von nur 50 Litern – und einige weitere Schwachstellen. Diese wurden in der Projektarbeit identifiziert. Die neue Brauanlage hat nun einen Ausstoß von rund 100 Litern je Brauvorgang. Ein besonderes Augenmerk galt der Neuentwicklung eines Rührwerkes für den Maischeprozess. Und, didaktisch wertvoll: Viele Sichtscheiben und Schaugläser sorgen dafür, die einzelnen Schritte des Brauprozesses besser beobachten und nachvollziehen zu können. Detaillierte Fertigungsunterlagen und Prozessschemata waren letztlich die Basis für den Bau der drei Mikro-Brauanlagen im Krones Ausbildungszentrum, unterstützt von Fachkräften. Siegfried Schrammel lobte hier insbesondere das Engagement des Ausbilders für Produktdesign, Andreas Gebhardt, der Leiterin der Gesamtausbildung der Krones AG, Michaela Sperl, sowie Karlheinz Hierl, der das Projekt als Leiter der gewerblichen Ausbildung begleitete.
Markus Tischer ist bei der Krones AG Vorstand International Operations and Services sowie für die Ressorts Corporate Research and Development sowie Digitalization verantwortlich. „All das steckt in diesem Projekt drin“, sagte Tischer bei der offiziellen Übergabe der Mikro-Brauanlagen. Und: „Wir haben gemeinsam die Ressource Wissen vermehrt und angewandt.“
In einer von der aktuellen Projektleiterin Katharina Brunner moderierten Podiumsdiskussion würdigte Prof. Dr. Andreas Wagner (Fakultät Maschinenbau) die besonderen Verdienste von Siegfried Schrammel um das Projekt: „Dein Elan hat mich mitgerissen!“
Von Auszubildenden und Studierenden eigens gedrehte Videos sowie ein Digitaler Zwilling der Brauanlagen machen deutlich, mit wie viel Begeisterung alle Beteiligten bei der Sache waren. „Es war eine lehrreiche Zeit für beide Seiten“, sagt Siegfried Schrammel. Werkstudent Florian Töx meinte trotz aller Liebe zur Theorie: „Am Ende kommt eine Maschine raus, die man anfassen kann.“ Und Phillip Kusinksi, der bei Krones eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert, hat für sich während des Projekts entdeckt, wie viel Spaß ihm die Planung elektrotechnischer Anlagen bereitet. Er strebt nun ein Studium an.
Quasi nebenbei ist die OTH Regensburg wohl die einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften in Bayern, die mit Melissa und Wolfgang eine eigene Brauprinzessin und einen eigenen Brauprinzen hat. Voraussetzung dafür laut Prof. Dr. Ulrich Briem: „Man muss das Modul Verfahrenstechnik Brauprozess mit Bestnoten abgeschlossen haben!“ Wichtigste Aufgaben: Enthüllung nagelneuer Brauanlagen und fachkundige Erläuterung der damit an der OTH Regensburg gebrauten Gerstensäfte wie „Zwicklbier“, „Black Pearl“ oder „Die schwarze Kathi“. Kostproben davon hatten sich Studierende und Auszubildende nach drei Jahren intensiver Projektarbeit wahrlich verdient.
