Erstmals zeichnete die Stadt Regensburg gleich drei Wissenschaftlerinnen mit dem Preis für Frauen in Wissenschaft und Forschung aus. Mit dabei: Dr. Marianne Unterreitmeier für ihre kooperative Promotion an der Universität Erlangen-Nürnberg und der OTH Regensburg.
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Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und KunstDie Auszeichnung soll Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen der drei Regensburger Hochschulen dazu ermutigen, eine Hochschulkarriere mit dem Ziel einzuschlagen, später ein Amt als Professorin zu bekleiden.
In einer feierlichen Zeremonie verlieh Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer im historischen Reichsaal die Auszeichnungen: Für ihre Dissertation in der Mikro- und Nanotechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erhielt die Ingenieurin Dr. Marianne Unterreitmeier den mit 15.000 Euro dotierten Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und Kunst. Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou wurde für ihre Habilitationsschrift zum Thema "Internationales Strafrecht" an der Universität Regensburg gewürdigt. Die dritte Preisträgerin, Julia Unterhofer, legte ihren Master im Fachgebiet Musikwissenschaft – Historische Aufführungspraxis an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik ab.
Kooperative Promotion und Kooperation mit der WirtschaftDr. Marianne Unterreitmeier war im Rahmen ihrer Promotion bei Infineon in München als Doktorandin beschäftigt und ist dort auch weiterhin tätig. Bei Infineon arbeitete vor seiner Berufung an die
Fakultät Elektro- und Informationstechnik der OTH Regensburg auch Prof. Dr. Rainer Holmer. Das in dieser Zeit geknüpfte Netzwerk „bietet die Chance und Grundlage für vielfältige Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte“, sagt Prof. Dr. Holmer.
Professor*innen an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften können im Rahmen der kooperativen Promotion gemeinsam mit Kolleg*innen von Universitäten Promotionsvorhaben betreuen. Prof. Dr. Holmer betreute die Doktorarbeit von Marianne Unterreitmeier zusammen mit Prof. Dr. Lothar Pfitzner vom Fraunhofer Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie in Erlangen und Prof. Dr. Robert Weigel, Inhaber des Lehrstuhls für Technische Elektronik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Neuartiges Test-Verfahren entwickeltDas Thema der Doktorarbeit von Dr. Marianne Unterreitmeier gehört zum Bereich des Halbleitertests, der eine wichtige Kernkompetenz der Halbleiter-Technologie darstellt. „Sie hat in ihrer Arbeit ein neuartiges Test-Verfahren entwickelt und erprobt“, erläuterte Prof. Holmer. Praxisnähe der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, enge Kooperation mit der Industrie, kooperative Promotion in Zusammenarbeit von Hochschule und Universität: „Ich denke, dass die Promotion von Frau Dr. Unterreitmeier diese Elemente in ganz hervorragender Weise miteinander verbindet“, so Prof. Dr. Holmer.
Bereits zu Schulzeiten war Dr. Unterreitmeier begeistert von Naturwissenschaften und Technik und wollte schon in der 7. Klasse Wissenschaftlerin werden: „Mir war bewusst, dass dieser Weg weder kurz noch unbeschwerlich werden würde, aber ich wollte das unbedingt erreichen und bin meiner Leidenschaft für die Physik, Halbleitertechnologie und Materialforschung stetig gefolgt“, sagte sie und fuhr fort: „Ich konnte mich schon immer für Mikro und Nano faszinieren, weshalb ich mich sehr darüber gefreut habe, als mir eine Promotion in diesem Bereich angeboten wurde. Das Thema und ich waren Liebe und Begeisterung auf den ersten Blick.“
Förderung von Frauen liegt der OTH Regensburg am HerzenAuch Prof. Dr. Wolfgang Baier, Präsident der OTH Regensburg, gratulierte Dr. Unterreitmeier zur Auszeichnung. Der OTH Regensburg liege die Förderung von Frauen schon seit langem sehr am Herzen – und zwar auf allen Qualifikationsebenen. Prof. Dr. Baier räumte ein, dass dies „eine sehr anspruchsvolle Aufgabe sei“. Erfolge würden nun aber langsam deutlich sichtbar: Die absolute Zahl der Studentinnen in den technischen Fächern hat sich an der OTH Regensburg in den vergangenen zehn Jahren auf aktuell fast 1.700 nahezu verdoppelt. Der Frauenanteil in den Ingenieurwissenschaften beträgt damit nun ungefähr ein Viertel. Bei den Professuren habe man den Frauenanteil an der OTH Regensburg in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls verdoppeln können – auf nunmehr insgesamt rund 21 Prozent. In 2020 wurden sogar erstmals mehr Frauen als Männer auf eine Professur berufen. „Aber dennoch ist das Erreichte noch deutlich zu wenig“, sagte Prof. Dr. Baier.
Der Weg zur Professur ist eine HerausforderungBei den Hochschulen für angewandte Wissenschaften stelle der Weg zur Professur für Frauen noch einmal eine besondere Herausforderung dar: Neben der wissenschaftlichen Expertise ist für eine Berufung zusätzlich auch eine mehrjährige, erfolgreiche Erfahrung in der beruflichen Praxis zwingend gefordert. Der Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und Kunst würdige die damit verbundenen Anstrengungen „in einer ganz besonders herausragenden Art und Weise“, sagt Prof. Baier.
Über die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury aus Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, dem Referenten für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen, dem Präsidenten der Universität Regensburg, dem Präsidenten der OTH Regensburg, dem Rektor der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, der Gleichstellungsstelle der Stadt Regensburg sowie den Frauenbeauftragten der drei Hochschulen.
Lohn für herausragende LeistungenDie Auszeichnung wird verliehen aufgrund herausragender Leistungen in den Abschlussarbeiten und -projekten für die jeweils höchste Qualifikationsstufe der Regensburger Hochschulen. Auch berücksichtigt werden Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Regensburger Hochschulen und künstlerische Leistungen, die für die Berufung auf eine Professur relevant sind. Professorinnen sind in Deutschland nach wie vor in der Unterzahl und das liegt wahrlich nicht an der Qualität der Abschlüsse. Die Stadt Regensburg hat deshalb 2013 beschlossen, einen Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und Kunst auszuloben. Das Preisgeld steht den Preisträgerinnen zur Verfügung, um ihre Hochschulkarriere voranzutreiben. In der Bewerbung mussten die Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen deshalb deutlich machen, wie sie das Preisgeld zur Förderung ihrer eigenen Karriere einsetzen wollen.
Dr. Unterreitmeier bedankte sich für die Auszeichnung und betonte die hervorragende Unterstützung durch Prof. Dr. Holmer von der OTH Regensburg. „Ich bin eine leidenschaftliche Wissenschaftlerin und sehr stolz darauf, was ich bisher geschafft habe. In diesem Sinne möchte ich alle jungen Menschen – insbesondere Frauen – dazu motivieren, ihren Fähigkeiten, Stärken und Leidenschaften zu folgen. Denn ich bin der Überzeugung, man kann sehr viel erreichen, wenn man das tut was einem Spaß macht“, so Dr. Unterreitmeier.
