Prof. Dr. Matthias Weiss von der Fakultät Betriebswirtschaft hat im Rahmen einer interdisziplinären Ringvorlesung einen Vortrag zum Thema „Ökonomische Nachhaltigkeit und Klimawandel“ gehalten.
Artikel ansehen
Zusammenfassung ansehen
Politikbezogene Ansätze der nachhaltigen ÖkonomieDer gute Wille ist da, aber die Umsetzung fällt schwer: auch wenn man sich fest vornimmt, klimagerecht zu leben, ist der Einkauf im Supermarkt mit dem Auto oftmals bequemer als der Gang zum Unverpacktladen. Eigentlich müsse man es besser wissen, doch viele Menschen seien mit der Situation „moralisch und kognitiv überfordert“, brachte Dr. Matthias Weiss, Professor für Volkswirtschaftslehre, Statistik, European Economic Policy und Nachhaltigkeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) dieses Dilemma in einem Vortrag auf den Punkt. Der Vortrag mit dem Titel „Ökonomische Nachhaltigkeit und Klimawandel”, der am 24. März 2021 stattfand, ist Teil der interdisziplinären Ringvorlesung „Interdisziplinäre Facetten der Nachhaltigkeit” und führte den Zuhörer*innen die Brisanz der aktuellen Umweltsituation vor Augen.
Der einzelne Mensch entscheide sich häufig aus Bequemlichkeit gegen die umweltfreundliche Alternative. Gefragt sei deshalb die Politik, die finanzielle Anreize für klimaverträgliches Verhalten schaffen muss, so Prof. Weiss. Er führte zwei mögliche Instrumente auf, um den Klimaschutz politisch zu steuern: Das erste effektive Instrument, um dem derzeitigen Marktversagen in Bezug auf den Klimaschutz entgegenzuwirken, sei die CO2-Steuer. Diese verfolgt das Ziel, CO2-Emissionen in der Höhe des verursachten Schadens zu besteuern. Der Staat legt eine anfängliche Besteuerungshöhe fest, die daraufhin langsam gesteigert wird, um die Wirtschaft nicht zu überfordern. Dementsprechend werden die Produkte teurer, deren Herstellung viel CO2 benötigt, wohingegen CO2-neutrale Produkte nicht besteuert werden und somit keine Preissteigerung erfahren. Ein zweites Instrument sei der Emissionsrechtehandel. Dabei wird die Menge an CO2 berechnet, bei der die 1,5 Grad-Grenze der Erderwärmung erreicht wird. Die Menge, die unter dieser Grenze liegt, wird in Form von Rechten versteigert. Somit ist der Preis variabel, die Gesamtmenge der Emissionen jedoch festgelegt. Prof. Weiss wies darauf hin, dass der Vergleich der beiden Instrumente deutlich mache, dass die CO2-Steuer einfacher und risikoärmer für die Wirtschaft umzusetzen wäre. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Klimaziele erreicht werden, beim Emissionshandel höher.
Mit diesen Überlegungen käme zudem die Frage auf, ob dieses System sozial sein würde. Eine Möglichkeit, die Emissionsziele zu erreichen, seien strikte Konsumvorgaben: beispielsweise Mengenangaben pro Haushalt wie 50 Liter Benzin sowie 50 Liter Heizöl pro Jahr, 50 Gramm Fleisch pro Woche etc. Das sei einerseits zwar sozial, da die Richtlinie sowohl für ärmere als auch für wohlhabendere Menschen im selben Maße gelten würde; andererseits wäre diese Lösung jedoch auch anti-liberal und ineffizient, da die Anreize für weitere Einsparungen fehlen würden. Eine andere Herangehensweise sei es, eine hohe CO2-Steuer anzusetzen, sodass die Emissionen entsprechend zurückgehen und die dadurch entstehenden Einnahmen im Nachhinein erstattet werden könnten. So wäre ein freiheitlicher, sozialer und effizienter Weg gewählt.
Essenziell sei, dass die Politik in Deutschland nicht auf andere Staaten warten, sondern die genannten Instrumente bereits jetzt im Alltag umsetzen würde. Obwohl die Auswirkungen des Klimawandels bisher noch weit weg zu spüren seien – vor allem im globalen Süden, „brauchen wir eine Politik, die CO2-Emissionen einen Preis gibt und damit Eigeninteresse und Gesellschaftsinteresse in Einklang bringt“, so Prof. Weiss. Sein Plädoyer zum Abschluss lautet „Aktion statt Resignation“, sowohl für die Bevölkerung beim Einkaufen als auch für die Politik.
Weitere Vorträge, die im Rahmen der Vortragsreihe im Sommersemester 2021 immer mittwochs von 17.15 Uhr bis 18.45 Uhr via Zoom stattfinden, sind auf dem
Plakat der Ringvorlesung „Interdisziplinäre Facetten der Nachhaltigkeit” zu finden.