In Zeiten der COVID-19-Krise sind innovative Lieferkonzepte in der Paketzustellung, die eine kontaktlose Übergabe ermöglichen, sehr gefragt. Im Rahmen einer Bachelorarbeit fand dazu eine Untersuchung inklusive Online-Befragung statt.
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Untersuchung von Zustellkonzepten für kontaktlose PaketlieferungenSteigendes Sendungsvolumen, der Kostendruck bei den Paketdienstleistenden, zunehmende Kundenanforderungen und die Urbanisierung: Das alles sind Veränderungen, die den Einsatz innovativer Lieferkonzepte in der Paketzustellung erforderlich machen. Gegenwärtig bedarf es besonders aufgrund der COVID-19-Krise eine Anpassung der Prozesse der Paketdienstleistenden, um persönliche Kontakte bei der Zustellung so weit wie möglich zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund ist auch die Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber alternativen Zustellmöglichkeiten entscheidend.
Welche Lösungen der Kurier-Express-Paket-Markt (kurz: KEP-Markt) aktuell bietet und wie diese in der Gesellschaft akzeptiert werden, hat der Student Tobias Rohrmeier in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christian Dach im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) untersucht. Die durchgeführte Online-Befragung von Online-Shoppenden kann zwar im streng wissenschaftlichen Sinn nicht als repräsentativ bezeichnet werden, basiert aber mit 366 Befragungsteilnehmenden auf einer breiten Basis.
Höchste Akzeptanz: der PaketkastenEine mögliche Lösung des KEP-Marktes mit höchster Akzeptanz zeigt sich beim Paketkasten: 50,9 Prozent der Befragten halten ihn für auf jeden Fall sinnvoll. Allerdings wurde dessen Verkauf vom Marktführer Deutsche Post DHL im Februar 2019 eingestellt. Beim DHL-Paketkasten handelte es sich um ein geschlossenes, nur für DHL-Kundinnen und -Kunden verwendbares System.
Dagegen bieten Wettbewerber von DHL mit dem System „Parcellock“ am deutschen Markt noch eine für alle Zustelldienste offene Alternative an. „Bei Kooperation aller Paketdienstleister könnte das Potenzial von Konzepten wie dem Paketkasten oder auch Paketstationen deutlich erfolgsversprechender ausgeschöpft werden“, denkt Tobias Rohrmeier.
Hohe Zustimmung für elektrisch betriebene ZustellfahrzeugeElektrisch betriebene Zustellfahrzeuge stoßen mit etwa 80 Prozent auf eine hohe Zustimmung bei den Konsumentinnen und Konsumenten und könnten insbesondere zur Reduzierung von Schadstoffen und Lärm zukünftig eine große Rolle spielen. Die Deutsche Post DHL hat jedoch, möglicherweise durch steigenden Kostendruck, auch die Produktion des hauseigenen E-Transporters „StreetScooter“ kürzlich eingestellt.
Empfundener Eingriff in die Privatsphäre könnte Rolle bei Beurteilung spielenDie Lieferung in den Kofferraum des Fahrzeugs der Kundin oder des Kunden, die von vielen großen Automobilherstellern bereits getestet wird, halten hingegen nur fünf Prozent der Befragten für sehr sinnvoll. Dem Paketboten für die Zustellung durch ein intelligentes Öffnungssystem den Zutritt in die eigene Wohnung oder das eigene Haus zu gewähren, beurteilen mit 2,1 Prozent die wenigsten Befragten als sehr sinnvoll.
Während bei der Kofferraumzustellung und der In-Home-Lieferung wohl der Eingriff in die Privatsphäre von deutschen Online-Shopperinnen und -shoppern als zu massiv empfunden wird, können sich relativ viele Online-Shoppende eine Zustellung in die Garage (In-Garage-Lieferung mittels eines intelligenten Garagenschlosses und Garagenöffners) gut vorstellen: Über 50 Prozent der Befragten halten diese Methode für sinnvoll oder eher sinnvoll.
Kaum Akzeptanz für Lieferung via Roboter oder DrohneEine vergleichsweise niedrige Akzeptanz zeigt sich bei Paketroboter und Paketdrohne: Weniger als zehn Prozent der Befragten halten diese Konzepte für sehr sinnvoll. Und das, obgleich zahlreiche Unternehmen (z. B. Amazon, Google, DHL, UPS) hohe Summen in diese vermeintlichen Zukunftstechnologien investieren. Der Einsatz dieser Zustellkonzepte wird von den Konsumentinnen und Konsumenten jedoch skeptisch betrachtet.
Lediglich für Marktnischen könnten diese Optionen eine Rolle spielen. Eine Drohne könnte demnach für den Versand von dringenden, kleineren Sendungen in schwer erreichbare Gebiete und der Roboter für flexible innerstädtische Services eingesetzt werden.